Priester & Ordensleute
GEISTLICHE UND ORDENSLEUTE AUS DER GEMEINDE FRESENBURG
von Johannes Underbrink, Pfarrer i.R., Emsbüren
In der Festschrift zur 1150-Jahr-Feier in der Gemeinde Fresenburg sollte auch, so war es festgelegt worden, über Priester und Ordensleute berichtet werden, die aus den einzelnen Ortsteilen dieser Gemeinde, also aus den früher selbständigen Gemeinden Fresenburg, Düthe und Melstrup stammen.
Ich hatte mich bereit erklärt, für diesen Teil der Festschrift die Verantwortung zu übernehmen, und so habe ich in den letzten Wochen und Monaten versucht, an mögliche Quellen heranzukommen.
Genutzte Quellen
Meine erste Quelle, eigentlich die Ausgangsquelle meiner Forschungen, waren die Tauf-, Trauungs- und Beerdigungsbücher der St.Vitus-Pfarre Lathen. Ich suchte in ihnen nach den Vorfahren meiner Mutter; aber wenn mir beim Lesen in diesen Büchern irgendwelche Besonderheiten auffielen, zu ihnen gehörten auch Hinweise auf geistliche Berufe, habe ich sie gesondert festgehalten. Ergänzend zu diesen Zufallsfunden stellte Dr. Reinhard Cloppenburg passende Daten zur Verfügung. Johannes Rüschen verdanke ich die Hinweise auf geistliche Berufe aus der Fresenburger Familie von Schwencke.
Mit Schreiben vom 28.September 2003, das in alle Haushaltungen gebracht wurde, habe ich die Familien der heutigen Gemeinde Fresenburg gebeten, bei der Suche nach Unterlagen über Geistliche und Ordensleute behilflich zu sein und vor allem nach Urkunden, Bildern und Briefen zu suchen und sie zur Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen. Einige neue Erkenntnisse konnten dadurch und durch ergänzende Gespräche gewonnen werden; den Beteiligten sei für ihre Mithilfe herzlich gedankt.
Mit den noch lebenden Ordensschwestern und dem einzigen noch lebenden Priester aus dieser Gemeinde, Pfarrer i.R. Hermann Eilers, habe ich persönliche Gespräche geführt. Ich bin dankbar dafür, dass sie so gesprächsbereit waren.
Ich war in Osnabrück und Münster in kirchlichen und staatlichen Archiven und habe schließlich viele Orden und Ordensgemeinschaften angeschrieben und sie gebeten, in ihren Archiven nach Schwestern, Brüdern und Patres, gebürtig aus dem Raum Lathen, Ausschau zu halten; ich bin jenen kirchlichen Gemeinschaften dankbar, die geantwortet haben.
Was hier nachstehend zu finden ist, ist also aus verschiedensten Quellen zusammengeflossen; auch darin zeigt sich schon die Vielfalt der Berufungen.
Blick in die Jahrhunderte - bis in die Gegenwart
Der Rückblick in die Vergangenheit ist leider nur sehr begrenzt möglich, und darum verheißt die Überschrift "Blick in die Jahrhunderte" mehr als nach unserem heutigen Kenntnisstand möglich ist.
Einige Einblicke in die Frühzeit der St. Vitus-Pfarre Lathen erhalten wir durch die Forschungsarbeiten von Johannes Rüschen. In seiner Schrift "Aus der Geschichte der Fresenburger Kapelle" (Köln 1999 Seite 24, 42 und 120f) lässt sich nachlesen, dass schon 1271 ein Osnabrücker Domherr Arnoldus von Schwencke und 1506 ein weiterer Domherr aus dieser Fresenburger Familie, nämlich Balthasar von Schwencke, erwähnt wird. Eine Frau aus dieser Familie, Hedwig Sydonie von Schwencke (1665 bis 1726), war
20 Jahre lang Äbtissin des Klosters Rulle; Johannes Rüschen beschreibt ihr Leben und Wirken in seinem Buch
"Bekannte Emsländer aus vergangener Zeit" (Bremen 1988) auf den Seiten 55 bis 58.
Aus der St. Vitus-Pfarre Lathen, zu der die Gemeinde Fresenburg mit ihren jetzigen Ortsteilen seit ihrer Gründung gehört, sind sicher schon von der Gründungsphase an weitere Priester- und Ordensberufe hervorgegangen. Aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg, das sind immerhin mehr als 500 Jahre Ortskirchengeschichte, gibt es aber bisher keine fassbaren Hinweise darauf. Nachweislich gab es jedoch z.B. im Raum Fresenburg in der Zeit der sogenannte Gegenreformation und später gute Kontakte zur Jesuiten-Residenz in Meppen und zu den Franziskanern in Aschendorf. Von Eintritten bei den Franziskanern wird weiter unten berichtet; ich vermute, dass nähere Suche ergibt, dass junge Menschen aus der Lathener Kirchengemeinde auch Mitglieder des Jesuitenordens geworden sind. Aus dem Jesuiten-Archiv in München kam die Nachricht, dass man z.Zt. damit beschäftigt sei, aus den vorliegenden Unterlagen eine Datenbank aufzubauen. Ähnliches war von den Dominikanern in Walberberg bei Düsseldorf zu hören.
Neue Erkenntnisse bleiben also noch möglich. Die uns bis jetzt bekannten Priester und Ordensleute aus diesem Raum werden auf den folgenden Seiten vorgestellt, und zwar einfach historisch geordnet, ausgehend von der Zeit um 1700 bis hin zur Gegenwart.
Eine V o r b e m e r k u n g ist noch notwendig, und zwar zur Schreibweise der Namen. Jeder Familienkundler kennt das Problem: viele Familiennamen tauchen in früheren Zeiten in unterschiedlichsten Schreibweisen auf; das hängt einfach damit zusammen, dass der Schreibende nichts Schriftliches vorgelegt bekam, sondern auf das Gehörte angewiesen war. Wenn eindeutig feststeht, wer gemeint ist, wird hier in der Regel der Familienname in der heute festgelegten Fassung wiedergegeben.
01. Johann Bernhard Schulte, um 1682 in Düthe geboren, 1720 bis 1747 Pfarrer in Aschendorf.
Johann Bernhard Schulte wurde, so lässt sich aus uns bekannten Lebensdaten zurückrechnen, um 1682/1683 auf dem Schulten-Hof in Düthe als Sohn der Eheleute Johannes und Angela Schulte geboren. Am 27.März 1717 empfing er im Dom zu Münster die Priesterweihe - das eigentliche Emsland gehörte damals zum sog. Niederstift Münster. Er war, als er geweiht wurde, schon 35 Jahre alt; er ist also offensichtlich erst spät zu dem Entschluss gekommen, Priester zu werden. Sein jüngerer Bruder Hermannus war im Jahre 1711 auf dem Weg zum Priestertum gestorben(s.u.); es ist durchaus möglich, dass das für ihn der Anstoß war, auch Priester zu werden. Schon im Jahre 1720 wurde ihm die St. Amandus-Pfarre in Aschendorf anvertraut. Das wird belegt durch ein Dokument im Aschendorfer St. Amandus-Pfarrarchiv, ausgefertigt am 26.Februar 1720, in dem Abt Maximilian aus dem Kloster Corvey die Pfarrei nach dem Tod des Pfarrers Hermannus Bernardi ihm überträgt.
Die Abtei Corvey hatte damals das Patronatsrecht über viele emsländische Pfarreien, u.a. auch über die Pfarre Aschendorf.
Einzelheiten über das Wirken des Pfarrers Johann Bernhard Schulte in Aschendorf sind nicht bekannt. Er war mehr als 25 Jahre Seelsorger der St. Amandus-Gemeinde. Er starb am 7.August 1747 in Aschendorf und wurde dort im Schatten der Kirche beerdigt.
02. Hermannus Schulte, 1684 in Düthe geboren, + 1711 als Diakon.
Hermannus Schulte ist der jüngere Bruder des o.g. Johann Bernhard Schulte; er wurde in Düthe geboren und am 30.Mai 1684 in Lathen getauft. Er wollte Priester werden. Einige seiner Stationen auf dem Weg dorthin lassen sich anhand der "Weiheregister des Bistums Münster 1699 bis 1731" (Seite 174) verfolgen: Tonsur und Niedere Weihen am 21.September 1709, Subdiakon am 20.Dezember 1710, Diakon am 4.April 1711. Zur Priesterweihe kommt es nicht mehr. Er stirbt im Oktober 1711 und wird am 13.Oktober 1711 in seiner Heimatkirche in Lathen beerdigt, so geht es aus dem Totenbuch der St. Vitus-Gemeinde Lathen hervor; dort finden wir auch den Hinweis "diaconus, destinatus pastor in Hesepe", dass er also als Pastor in Hesepe vorgesehen war.
Dort starb am 17.April 1711 Lambertus Volmering, der 44 Jahre Pastor in Hesepe gewesen war. Hermannus Schulte war schon von Juli bis September 1711 als Diakon in dieser Gemeinde, wird dann offensichtlich krank und stirbt, bevor er die Priesterweihe empfangen konnte. Im Jahre 1712 wird dann Corvinus Cappenberg Pfarrer von St. Nikolaus Großhesepe.
In der Priesterkartei des Bistumsarchivs in Osnabrück gibt es eine Karteikarte mit Daten über einen N i k o l a u s S c h u l t e , ebenfalls aus Düthe, der angeblich 1728 Pastor in Hesepe werden sollte, aber vor der Installation starb. Als Quellen dieser Eintragung werden ein altes Rechnungsbuch und die Chronik der Pfarre Hesepe genannt.
Ein Nikolaus Schulte, geboren in Düthe, lässt sich in den Lathener Kirchenbüchern nicht finden, wohl aber mit fassbaren Daten der o.g. Hermannus Schulte, und darum ist anzunehmen, dass in Großhesepe entweder bei der Anlage des Lagerbuchs oder bei der Sammlung von Daten für die Pfarrchronik ein Hör- bzw. Abschreibfehler unterlaufen ist.
Diese Vermutung wird dadurch bestätigt, dass in keiner Quelle, weder im Lagerbuch noch in der Chronik der Pfarre Großhesepe, ein Nikolaus Schulte zu finden ist.
Da die Eintragungen im "Weiheregister des Bistums Münster" und die Angaben im Beerdigungsbuch der Pfarre Lathen eindeutig zusammenpassen, steht wohl fest, dass im Jahre 1711 ein Schulte aus Düthe, nämlich Hermannus Schulte, Pfarrer von St. Nikolaus Großhesepe werden sollte. Die wenn auch kleine zeitliche Lücke in der Reihe der Heseper Pastoren nach dem Jahre 1711 untermauert diese Festlegung.
03. Pater Franciscus Nankemann OP, + 1753 in Lathen.
Wir wissen um diesen Dominikanerpater, weil es im Totenbuch der Pfarre Lathen eine lateinische Eintragung gibt, die übersetzt lautet:
"Im Jahre 1753, am 16.April, entschlief fromm und heiligmäßig im Herrn, gestärkt mit den Sakramenten, der Hochwürdige Pater Franciscus Nanckeman aus dem Konvent des Predigerordens in Münster; am Karsamstag ist er hier in der Kirche beerdigt worden".
Wer war dieser Pater Franciscus? Wann wurde er geboren? Wann ist er zu den Dominikanern gegangen? - Diese Fragen lassen sich nicht oder noch nicht beantworten. Im Lathener Taufbuch ist zu der in Frage kommenden Zeit kein Nankemann mit dem Vornamen Franciscus zu finden, wohl aber männliche Nankemanns sowohl aus Düthe als auch aus Lathen mit anderen Vornamen, und es kann durchaus sein, dass unter ihnen der Pater Franciscus zu finden ist, weil in der Regel jeder, der in den Orden eintrat, einen neuen Ordensnamen bekam.
Es gibt eine weitere Quelle, die über Pater Franciscus Auskunft gibt. Sie ist deshalb so wichtig, weil sie offensichtlich nahtlos anknüpft an die Angaben aus der Lathener Quelle.
Im Staatsarchiv Münster befindet sich ein "Liber receptorum", also eine Übersicht über die Einnahmen des Dominikanerklosters in Münster, geführt ab 1748. Unter dem 2.Mai 1753 sind Einnahmen aus dem Nachlass des Verstorbenen (ex deposito defuncti Patris Francisci Nanckeman) verbucht, und unter dem 3.September 1753 findet sich eine Eintragung, aus der hervorgeht, dass Pater Franciscus noch bis zum Sonntag Laetare (Vierter Fastensonntag) 1753 in Holthausen, also außerhalb des Klosters, vermutlich in Holthausen bei Velen, Gottesdienste gefeiert hat.
Solche Aufgaben wurden in der Regel erfahrenen, nicht den jungen, sicher aber auch nicht kranken und gebrechlichen Patres anvertraut. Vielleicht darf man daraus schließen, dass Pater Franciscus "in den besten Jahren" verstorben ist. Vielleicht werden irgendwann Quellen erschlossen, die uns mehr Gewissheit geben.
04. Gerhard Wilhelm Schmitz, Bruder Philippus OP, 1722 in Fresenburg geboren.
Hinter dem Ordensnamen Bruder Philippus verbirgt sich Gerhard Wilhelm Schmitz, geboren in Fresenburg als Sohn der Eheleute Wilcke Schmitz und Anna Sybilla geb. Bruns, am 16.August 1722 in Lathen getauft. Seine Mutter stirbt schon bald nach seiner Geburt, sein Vater im Jahre 1738, als sein Sohn gerade 16 Jahre alt ist. Seine ältere Schwester, 1719 geboren, heiratet kurz nach dem Tod ihres Vaters Johann Hermann Borghorst, den Vogt in Walchum. Daraus ist zu schließen, dass Bruder Philippus aus einer angesehenen Familie stammt. Unser Wissen um seinen Eintritt bei den Dominikanern in Münster verdanken wir einem Zufallsfund. Im Staatsarchiv zu Osnabrück ist in Rep 955 Nr. 339 ein Kaufvertrag zu finden, ausgestellt am 30.September 1753, aus dem hervorgeht, dass eine Wiese, die dem Ordensbruder gehört, durch Wilcke Nankemann an Herm zum Crall verkauft wird. Dieser Verkauf wird mit dem Eintritt ins Kloster zusammenhängen, d.h. also dass der Verkaufserlös gleichsam als Aussteuer anzusehen ist.
Für diese Annahme liegt (bis jetzt) kein Beweis vor; aber es gibt im "Liber receptorum" Hinweise darauf, dass im Zusammenhang mit dem Ordenseintritt Gelder gezahlt wurden. Ein Beispiel aus der angesprochenen Zeit möge das belegen - ein Beispiel, das zugleich wohl Beweis dafür ist, dass auch andere junge Männer aus dem Emsland in den Dominikanerorden eingetreten sind. Eine Eintragung unter dem 16.November 1749, ins Deutsche übersetzt, lautet: "Wir haben von Herrn Zum Sande als Gabe für seinen Sohn, Fr(ater) Anton Zum Sande, 27 Imperiales empfangen".
Bezüglich des Eintritts von Bruder Philippus bei den Dominikanern drängt sich eine Frage auf: Hat der Tod von Pater Franciscus Nankemann OP seine Entscheidung zum Eintritt beeinflusst? Die Frage lässt sich nicht beantworten; es ist aber naheliegend, sie zu stellen.
05. Hermann Heinrich Nankemann, 1726 in Düthe geboren, 1760 - 1815 Pfarrer in Rhede
Wieder einmal haben wir es mit einem Mann namens Nankemann zu tun; es werden uns noch weitere Mitglieder dieser Familie begegnen. Wenn die Schreibweise des Namens auch häufiger wechselt, so gehören sie doch alle zu der schon um 1500 nachweisbaren Beerbten-Familie aus Düthe.
Von Hermann Heinrich Nankemann wissen wir wesentlich mehr als von dem späteren Dominikanerpater. In der Rheder Pfarrchronik wird festgehalten, dass er 89 Jahre alt geworden ist, dass er "während 60 Jahre Priester und 55 Jahre Pfarrer dahier" war. Er wäre dann 1755 zum Priester geweiht worden. In der Osnabrücker Priesterkartei heißt es, dass er 1758 die Priesterweihe empfing. Das ist der einzige Unsicherheitsfaktor; es steht aber fest, dass er in Münster zum Priester geweiht wurde. Er wurde 1726 geboren und am 24.Februar 1726 in Lathen getauft. Sein Vater, der Beerbte Hermann Nankemann, war zweimal verheiratet. Seine erste Frau, Genovefa Schriever, starb 1721; aus dieser Ehe hatte er zwei Töchter. Die ältere Tochter, Anna Catharina Elisabeth, geboren 1716, ist die Mutter des Rudolph Baalmann, von dem anschließend die Rede sein wird. Hermann Heinrich ist der zweite Sohn aus der zweiten Ehe des Beerbten Hermann Nankemann mit Anna Margaretha Baalmann, gebürtig aus Fresenburg. Vater Nankemann stirbt am 1.Dezember 1767. Mutter Nankemann geb.Baalmann verbringt die letzten Lebensjahre im Rheder Pfarrhaus. Dort stirbt sie am 14.Februar 1770.
Im Staatsarchiv Osnabrück gibt es unter Rep 958 Akten aus dem Nachlass des Notars Conrad Godfried Conen aus Heede. Darunter ist auch das Testament von Pastor Hermann Heinrich Nankemann, ausgestellt am 3.Dezember 1813, zu finden. Es zeigt seine enge Beziehung zu seiner Verwandtschaft. "Aus besonderen Beweggründen" setzt er zwei Kinder seiner verstorbenen Schwester Angela zu seinen "Generalerben" ein und legt im einzelnen fest, was vorweg für hl. Messen, für die Armen der Gemeinde und für andere Verwandte auszuzahlen ist; rund 600 holländische Gulden sind allein für namentlich genannte Nichten und Neffen vorgesehen; außerdem werden einmal ausgeliehene Gelder den Schuldnern erlassen. Der Erblasser ist körperlich zu schwach, um das von ihm diktierte Testament zu unterschreiben, aber geistig ist er offensichtlich noch voll dabei und - das lässt sich aus dem Testament herauslesen - noch wach für die Nöte der Menschen. Im Jahre 1788, also zu seiner Zeit, wurde die Moorkolonie Neurhede gegründet. Die ersten Siedler haben es nicht leicht gehabt; das geht aus vielen Quellen hervor. Pastor Hermann Heinrich Nankemann hatte sicher "Beweggründe" genug, sich auch ihrer anzunehmen.
06. Rudolph Baalmann, 1754 in Düthe geboren, 1785 - 1833 Pfarrer in Emsbüren.
Über Rudolph Baalmann lässt sich vieles berichten. Das liegt nicht nur daran, dass wir der Gegenwart näher kommen; er war eine herausragende Persönlichkeit, und zwar in vielfacher Hinsicht.
Im Jahre 1777 wurde er in Münster zum Priester geweiht; in den ersten acht Jahren seines Priestertums war er Gymnasiallehrer in Coesfeld und in Münster. 1785 wurde er Pfarrer der St. Andreas-Gemeinde Emsbüren, die damals noch zum Bistum Münster gehörte. Hier erlebte er die Wirren der Napoleonischen Zeit, dann 1812 eine politische Neuordnung, durch die Emsbüren dem Königreich Hannover zugeschlagen wurde, und als Konsequenz daraus 1824 die kirchliche Eingliederung in das Bistum Osnabrück. Pastor Baalmann war ab 1824 Dechant der vom Bistum Münster abgetrennten Pfarreien.
Sein Wirken in Emsbüren wird ausführlich gewürdigt im Buch "Saxlinga - Kirchspiel - Gemeinde; 1175 Jahre Emsbüren - Im Auftrage der Gemeinde Emsbüren herausgegeben von Christine Hermanns, Emsbüren 1994", und zwar auf den Seiten 120ff. und Seite 329.
Sein Totenzettel - er trägt deutlich die Handschrift seines ebenfalls wissenschaftlich interessiertenKaplans und späteren Nachfolgers Dr.theol.h.c. Albert Deitering - gibt Einblick in sein Leben, in sein Wirken, in seine Chancen, in seine Geistesgaben, vielleicht auch in seine Grenzen. "Ein entschiedener Hang zu wissenschaftlicher Bildung hielt ihn fast immer zu Hause, und eine der vielen Folgen davon war ein Gichtübel an den Füßen.......".
Geboren wurde Rudolph Baalmann am 10.Juli 1754 in Düthe; wenige Tage später, am 13.Juli 1754, wurde er in Lathen getauft. Im Taufbuch sucht man ihn vergeblich unter dem Namen Baalmann. Sein Vater, Wilcke Baalmann, hatte am 17.November 1737 die fast einundzwanzigjährige Anna Catharina Elisabeth Nankemann geheiratet. Die beiden ersten Kinder aus dieser Ehe werden in Fresenburg geboren, wohl noch auf der Hofstelle Baalmann, die folgenden Kinder aber in Düthe und dort offensichtlich auf der Hofstelle Nankemann (siehe Status Animarum von 1749). 1754, als Rudolf geboren wurde, war vergessen, dass sein Vater eigentlich ein Baalmann war; er war durch Einheirat auf den Hof Nankemann gekommen, und so finden wir für Rudolph und seine nachgeborene Schwester Maria Catharina, die ihm später in Emsbüren bis zu ihrer Heirat den Haushalt führt, als Eltern angegeben: Wilcke Nankemann und Anna Catharina Nankemann. Dass Rudolph dann doch später Baalmann heißt, wird mit rechtlichen Vorgaben zu erklären sein. Sein älterer Bruder, der auf dem Hof bleibt, der bei der Taufe noch Baalman heißt, erscheint später nur unter dem Namen Nankemann, ebenso dessen Nachkommen.
In den Jahren 1720 bis 1740 entsteht ein schwer durchschaubares Geflecht der Familien Baalmann und Nankemann, das noch einer genauen Untersuchung bedarf. Anna Catharina Elisabeth Nankemann, 1716 geborene Tochter des Hermann Nankemann aus erster Ehe, war eine Halbschwester des späteren Pfarrers Hermann Heinrich Nankemann. Sie heiratet, wie schon erwähnt, am 17.November 1737 Wilcke Baalmann; dieser ist der jüngere Bruder ihrer Stiefmutter. Am selben Tag heiratet Conrad Nankemann eine Catharina Baalmann - eine Doppelhochzeit unter Verwandten, sicher kein Zufall.
Hermann Heinrich Nankemann, der Pfarrer von Rhede, bedenkt in seinem Testament auch Rudolph Baalmann. "Meinem Herrn Vetter Rudolph Baalmann Pastoren zu Emsburen vermache ich zum Andenken meine Teusch-Lateinische Bibel", so schreibt der Notar C.G.Conen nach Diktat. Das ist sicher auch ein Zeichen des guten Einvernehmens innerhalb der Verwandtschaft.
Auf dem Hof Brüse in Düthe, das ist die alte Hofstätte Nankemann, werden mehrere Briefe aufbewahrt, die Pfarrer Rudolph Baalmann als Berater der Familie in wirtschaftlichen Angelegenheiten, als Rechtsbeistand, als Mitleidenden bei Krankheiten, als Tröster in der Trauer, überhaupt als am Wohl und Wehe des elterlichen Hofes interessiertes und besorgtes Familienmitglied zeigen.
In einem Brief vom 24.September 1823 z.B. beantwortet Pfarrer Rudolph Baalmann, zu dem Zeitpunkt 69 Jahre alt, einen Klagebrief seines Neffen Johann Wilhelm Nankemann, damals 52 Jahre alt, der schon länger kränkelt und deshalb eher pessimistisch in die Zukunft schaut. "Wenn du den Brief noch eigenhändig geschrieben hast", so schreibt er ihm humorvoll und aufmunternd, "so muss ich schließen, dass du mich noch überleben kannst".
Der Neffe hatte ihn in seinem Brief zur Hochzeit seiner einzigen Tochter eingeladen. Rudolph Baalmann nimmt die Einladung an und gibt zu erkennen, dass er sich über die gute Wahl freut. - "Du hast deine Tochter hoch angebracht" - zugleich aber erinnert er seinen Neffen daran, dass er nicht nur diese Tochter habe, die bei ihrem Abgang vom Hof sicher gut bedacht worden ist. Er schreibt ihm: "Bitten will ich dich, dahin zu sorgen, dass dein noch minderjähriger Nachfolger auf dem doppelten Erbe nicht in Verlegenheit komme." Das klingt wie eine vorsichtige und besorgte Mahnung aus der Ferne, kann aber auch als Aufmunterung für den kranken Neffen verstanden werden: "Du wirst noch gebraucht!" Es bringt nichts, darüber weiter zu spekulieren; wichtiger an diesem Zitat ist die naheliegende Schlussfolgerung aus der Rede vom "doppelten Erbe": das Erbe Baalmann zu Fresenburg ist durch Heirat ein Teil des Hofes Nankemann zu Düthe geworden. Rudolph Baalmann fühlte sich diesem Erbe verbunden.
07. Johann Hermann Theodor Kanne, geboren in Fresenburg, Pater Wolfgang OFM, 1777 - 1837.
Der erste Hinweis auf diesen Franziskanerpater fand sich in der von Pfarrer em. Jan Ringena herausgegebenen Zeitschrift "Emsländische und Bentheimer Familienforschung", und zwar in der Januar-Nummer 1999 (Heft 48 Bd. 109).
Auf den Seiten 001 bis 014 hat Herr Dieter Veldtrup aus dem Aktenbestand von Haus Marck bei Tecklenburg Listen veröffentlicht, die einen detaillierten Einblick in die Familiengeschichte von "Afterlehen"-Inhabern ermöglichen. Die Familie Kanne war um 1800 für den Zehnten aus Fresenburg zuständig, und darum finden wir auf Seite 010 auch Angaben über diese Familie, daraus ein kurzer Auszug: "Nicolaus Hermann Kanne zu Fresenborg - Lathen 24.10.1744 (Eltern: Bernhard K., Angela Nanckeman) + Fresenborg 29.5.1815 . . . . .oo Anna Catharina Hesseling; Kinder: a) . . . .b) Johann Hermann Kanne - Lathen 3.12.1777 (1816 Ordensgeistlicher)."
Dieser Johann Hermann (Theodor) Kanne und die passenden Eltern ließen sich schnell in den Lathener Kirchenbüchern finden. Die Frage, welchem Orden er beigetreten war, wurde jetzt durch einen Brief von Pater Dominikus Göcking OFM, Osnabrück, beantwortet: Johann Hermann Theodor Kanne ist um 1796 in den Orden des hl. Franziskus eingetreten und bekam beim Eintritt den Ordensnamen Wolfgang. Er starb im Alter von 60 Jahren am 6.November 1837 bei einer Typhus-Epidemie im Dienst an den Kranken. Pater Engelhard OFM aus dem Franziskanerkloster in Werl machte dann später noch ergänzende Angaben. Danach war Pater Wolfgang zunächst Lektor der Theologie und der Philosophie und Beichtvater bei den Ursulinen. Er war sehr angesehen wegen seines theologischen und mathematischen Wissens. Die theologische Fakultät der Universität Münster würdigte seine Verdienste 1830 durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde. Er war Ordensdefinitor, hatte also großem Einfluss im Orden, und war Guardian, d.h. Hausoberer im dortigen großen Ordenskonvent. 30 Jahre war er Lehrer am Dorstener Ordensgymnasium. Er war der letzte Rektor dieses Gymnasiums aus dem Franziskanerorden und hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Weiterexistenz des Dorstener Konvents gesichert werden konnte. Er war ein bekannter und geschätzter Ordensmann.
Nicht alle Ordensleute haben so in die Öffentlichkeit hineingewirkt wie Pater Wolfgang. Um 1796, das geht aus der von Pater Dominikus Göcking OFM übersandten Liste hervor, ist ein zweiter junger Mann aus der Pfarre Lathen Franziskaner geworden. Er stammte aus einer Familie Schulte und bekam den Namen Pater Xystus. Er wurde um 1803 zum Priester geweiht und war nur wenige Jahre an einer Schule in Halberstadt tätig. Dort starb er am 7.April 1806 im Alter von 29 Jahren.
Pater Xystus OFM hieß vor seinem Eintritt in den Franziskanerorden, das ist jetzt wohl sicher, Johann Hermann Schulte; er wurde im März 1778 als Sohn des Beerbten Hermann Schulte und seiner Ehefrau Thekla geb.Conen in Oberlangen geboren und am 26.März 1778 in der Lathener Kirche getauft.
Pater Xystus OFM stammte also aus Oberlangen und gehört darum eigentlich nicht in diese Liste; er ist irrtümlich in diese Liste hineingekommen, weil er zunächst einer anderen Familie zugerechnet wurde. Wenn er hier neben oder gleichsam "im Schatten" von Pater Wolfgang stehen bleibt, dann geschieht das, um den Versuch anzuregen, mehr über ihn zu erfahren.
Grabstein von Bernhard Stevens
08. Bernhard Stevens, 1833 in Melstrup geboren, 1888 - 1896 Pfarrer in Heede.
Seit der kirchlichen Neuordnung 1824 gehörte das Emsland wieder zur Diözese Osnabrück, und im Jahre 1859 wurde ein neues Priesterseminar in Osnabrück eröffnet. Zum ersten Weihekurs gehörten auch zwei Priesterkandidaten aus der St. Vitus-Pfarre Lathen, und zwar Heinrich Kramer aus Lathen - er stirbt am 30.Oktober 1894 als Pfarrer von Emlichheim - und der o.g. Bernhard Stevens aus Melstrup. Die Priesterweihe war am 16.Juli 1860 im Dom zu Osnabrück.
Johann Bernhard Stevens wurde auf der von alters her zu Melstrup gehörenden Hofstelle Stevens als ältester Sohn der Eheleute Johann Hermann Stevens und Margaretha Regina geb. Strätker geboren und am 21.November 1833 in der Lathener Pfarrkirche getauft. Sein jüngerer Bruder verunglückte zwanzigjährig tödlich; heute ist der Hof im Besitz der Familie Wilhelm Waterloh; der Weg dorthin wird an anderer Stelle beschrieben.
Johann Bernard Stevens war Schüler des Meppener Gymnasiums und hat dann in Münster Theologie studiert.
Nach der Priesterweihe wurde er zunächst Hausgeistlicher und Hauslehrer auf dem Adelsgut Gelting bei Schleswig; 1863 wurde er Pfarrvikar in Haren. Dort hat er 25 Jahre segensreich gewirkt- so ist in der Heeder Pfarrchronik nachzulesen: "Er war allgemein beliebt dort, so dass man ihn dort nur sehr ungern scheiden sah". Die lange Vikarszeit hängt sicher auch damit zusammen, dass es dem Bischof in der Kulturkampfzeit verboten war, neue Pfarrer zu ernennen. Als 1885 der Harener Pfarrer Clemens Cosse als Domkapitular nach Osnabrück ging, war Bernhard Stevens als Pfarrvikar der verantwortliche Seelsorger der Harener Kirchengemeinde. Heede hatte schon 1877 durch Tod seinen damaligen Pfarrer verloren; die Heeder Pfarrei war die erste Gemeinde im Bistum, die völlig verwaist war. Mit bewegten und bewegenden Worten wird die Situation dort nach dem Tod des Pfarrers Heinrich Lanwer geschildert. Die Vakanzzeit dauerte bis 1888. Umso größer und umso verständlicher war die Freude, als endlich am 3.Mai 1888 Bernhard Stevens als Pfarrer von St. Petrus in Ketten zu Heede eingeführt werden konnte. Ihm blieb in Heede nur eine kurze Wirkungszeit. Die Heeder Chronik berichtet: "Er nahm in Heede die Instandsetzung der Kirche in Angriff; Altar, Fenster, Beichtstühle, Kommunionbank, Kandelaber, auch Krippchen und Marienstatue. Nur 8 Jahre des Wirkens waren ihm hier beschieden. Er starb am 13.März 1896 nach längerer Krankheit und wurde hier auf dem Friedhof . . . . . . beigesetzt". Sein Grabstein erinnert noch heute an ihn.
09. Johann Hermann Waterloh, 1840 in Bokel geboren, aufgewachsen in Düthe, 1888 - 1892 Missionspfarrer in Bückeburg.
Johann Hermann Waterloh ist zwar in Bokel geboren und in St. Amandus Aschendorf am 7.Oktober 1840 getauft, aber er ist in Düthe, dem Ursprungsort der Waterloh-Familie, aufgewachsen, und darum hat er auch hier seinen Platz. Sein Vater war in erster Ehe mit Angela von Ohr, der Witwe des Herbertus Heyen, verheiratet; sie starb bald nach der Geburt ihres Sohnes Johann Hermann, und zwar am 11.Juni 1842 in Bokel. Der Vater ging, zusammen mit seinem Sohn, am 8.Juli 1842 auf den elterlichen Hof zurück, heiratete am 5.November 1844 in Dörpen Anna Helena Buß, 1821 als Tochter eines Notars in Dörpen geboren, und bewirtschaftete mit ihr den Hof. Aus der Ehe mit Anna Helena Buß gingen noch 6 Kinder hervor; die zweite Mutter starb 1856, 8 Tage nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes Bernhard.
Hermann - der zweite Vorname war damals in der Regel der Rufname -, der Sohn aus erster Ehe, war Schüler des Gymnasiums Meppen, studierte anschließend in Münster und wurde am 14.Juni 1865 im Dom zu Osnabrück zum Priester geweiht. Im Besitz der Familie befindet sich das Weihedokument, aus dem hervorgeht, dass er noch von Bischof Dr. Paulus Melchers geweiht worden ist, der 1866 Erzbischof von Köln wurde und von 1885 bis 1895 als Kardinal in Rom in der Verbannung lebte.
Der Lebensweg des Hermann Waterloh ist sicher auch in der Zeit von 1871 bis 1887 durch den Kulturkampf geprägt. Zunächst ist er von 1865 bis 1869 Präzeptor, also Lehrer und Erzieher am Konvikt in Meppen; zwischenzeitlich ist er in Dänemark als Seelsorger tätig; 1869 bis 1873 wirkt er als Schulvikar in Schapen, und von 1874 bis 1884 leitet er das Konvikt in Meppen; er darf sich aber nicht "Präses" nennen; er hat den Titel "Rektor". 1884 und 1885 ist er Pastor in Schleswig, 1885 bis 1888 Pfarradministrator in Leer und schließlich ab 1888 Missionspfarrer in Bückeburg. Am 4.April 1892 wird ein Seminarpriester zur Aushilfe nach Bückeburg geschickt, weil Pfarrer Hermann Waterloh erkrankt ist. Am 20.November 1892 stirbt er nach längerem Krankenlager im Marienhospital zu Osnabrück. Das Requiem für ihn ist am 23.November 1892 in der St. Vitus-Kirche in Lathen; anschließend wird er auf dem Friedhof in Lathen beerdigt. So hatte er es gewünscht - ein Zeichen dafür, dass er sich hier beheimatet fühlte.
10. Maria Thekla Nankemann, 1842 in Düthe geboren, Schwester M.Josephina, + 1876 in Salzkotten.
Maria Thekla Nankemann ist nach Hedwig Sydonie von Schwencke, der Äbtissin von Rulle, die erste Frau aus dem Raum der jetzigen Gemeinde Fresenburg, von der wir wissen, dass sie Ordensfrau geworden ist.
Der Begriff "Ordensfrau" ist hier nicht eingeengt auf Frauen bezogen, die sich einem Orden alter Prägung angeschlossen haben. Seit der Mitte des 19.Jahrhunderts sind viele Gemeinschaften entstanden, auch oft als Ordensgenossenschaften bezeichnet, die in der Heimat oder in den Missionsgebieten in der Kranken- und Altenpflege tätig sind, sich der Ärmsten annehmen, in Kindergärten und Schulen Bildungs- und Erziehungsaufgaben übernehmen.
Die meisten "Ordensfrauen" sind in solchen Einrichtungen tätig. Sie leisten einen wertvollen Dienst und sind auch gemeint, genau so wie jene Frauen, die hinter Klostermauern stellvertretend für uns beten; solche gab es früher, und solche gibt es heute; das wird auch diese "Sammlung" zeigen.
Nach diesen allgemeinen Erläuterungen zurück zu Maria Thekla Nankemann. Was wissen wir von ihr? Sie wurde am 15.April 1842 in Düthe geboren und ein paar Tage später, am 17.April getauft. Ihre Eltern: der Hofbesitzer Hermann Heinrich Nankemann, um dessen Zukunftssicherung sich Rudolph Baalmann, der Pfarrer von Emsbüren, Sorgen machte, und seine Frau Anna Katharina Grüter. Maria Thekla hat einige verheiratete Geschwister und einen jüngeren Bruder, der Priester wird. Am 26.November 1868, kurz vorher war ihr Bruder zum Priester geweiht worden, tritt sie ein in die "Genossenschaft der Franziskanerinnen Salzkotten", die zu der Zeit "Schwestern des hl. Franziskus, Töchter der Hl. Herzen Jesu und Mariä" heißen und gerade erst 1860 gegründet worden sind. Sie übernehmen 1866 den Dienst im späteren Kreiskrankenhaus in Sögel. Vermutlich ist Maria Thekla dadurch auf diese Gemeinschaft aufmerksam geworden. Es ist schon ein Wagnis, einer solchen Gemeinschaft beizutreten; dazu gehört normalerweise Pioniergeist. Maria Thekla Nankemann wird am 21.Juni 1869, am Fest des hl. Aloysius eingekleidet und nimmt den Namen Schwester Maria Josephina an. Am 4.Mai 1871 legt sie die Ersten Gelübde ab. Gestorben ist sie am 1.Februar 1876 in Salzkotten. Mehr wissen wir nicht von ihr. Briefe von ihr sind offensichtlich nicht vorhanden. Warum starb sie so früh? - Diese Frage wird sicher noch öfter gestellt werden können. - Vielleicht heißt auch da, wie bei den Moorsiedlern, die Antwort: erst Tod und Not, dann später Brot.
11. Johann Bernhard Nankemann, 1845 in Düthe geboren, 1868 Priesterweihe, + 1890 in Waldbreitbach.
Johann Bernhard Nankemann ist der jüngere Bruder der späteren Schwester Maria Josephina, die bei den Salzkottener Franziskanerinnen eingetreten ist. Er wurde am 17.April 1845 geboren; sein Taufpate war Herman Heinrich Grüter, damals Primissar in Wippingen. Johann Bernhard besuchte bis zum Jahre 1864 das Gymnasium in Meppen. Es ist nicht bekannt, wo er anschließend studiert hat. Am 25.Juli 1868 wird er, so ist anzunehmen, weil er in der Liste der Osnabrücker Seminaristen steht, in Osnabrück zum Priester geweiht. Auffällig ist nur, dass er an diesem Tag der einzige Weihekandidat ist. Er soll 1869 Kaplan in Haren gewesen sein und wird in den Jahren 1871 bis 1875 mit verschiedenen Funktionen (Präzeptor im Konvikt; Vikar an der Pfarrkirche) in Meppen erwähnt. Die Folgezeit liegt im Dunkeln, vermutlich weil er ein kranker Mann ist. Er stirbt als Kaplan i.R. am 22.Dezember 1890 in Waldbreitbach unterhalb von Neustadt an der Wied.
12. Johanna Angela Nankemann, 1864 in Fresenburg geboren, Schwester Cantidia, + 1894 in Telgte.
Johanna Angela Nankemann ist eine Nachfahrin des um 1690 in Düthe geborenen Conrad Nankemann, der am 17.November 1737 Catharina Baalman heiratet und in Fresenburg zu wohnen kommt. "Conrads" heißt die Familie landläufig.
Johanna Angela wird als zweite Tochter des Landwirts Hermann Heinrich Nankemann und seiner Ehefrau Maria Catharina geb. Kramer in Fresenburg geboren und am 20.Januar 1864 in Lathen getauft. Ihr Taufpate ist der Bruder der Mutter, Johann Kramer, damals Kaplan in Rhede, später Pfarrer in Emlichheim. Johanna Angela entschließt sich, Ordensfrau zu werden und tritt am 5.Juni 1886 bei den Krankenschwestern des hl. Franziskus in Münster St. Mauritz ein und heißt von nun an Schwester Cantidia. Am 18.Oktober 1888 legt sie ihre Erste Profeß ab.
Über ihren weiteren Weg bei den Franziskanessen, wie sie auch genannt wurden, ist nichts bekannt. Sie wird zu den Krankenschwestern des hl. Franziskus gegangen sein, weil sie sich der Kranken annehmen wollte. Ob sie diesen Dienst noch tun konnte, bleibt im Dunkeln. Laut Mitteilung aus dem Mutterhaus ist Schwester Cantidia am 11.Februar 1894 in Telgte gestorben und vermutlich auch dort beerdigt.
13. Johanna Gesina Nankemann, 1868 in Fresenburg geboren, Schwester Ignatia OSB, + 1891 in Oldenzaal.
Johanna Gesina ist die jüngere Schwester der o.g. Schwester Cantidia; sie wurde, wie ihre Schwester, in Fresenburg geboren und am 13.Mai 1868 in Lathen getauft. Sie wurde auch Ordensschwester; sie entschied sich aber für einen eher kontemplativen Orden, und zwar für die Benediktinerinnen der Ewigen Anbetung in Osnabrück. Diese Schwestern mussten gemäß Ausweisungsbefehl 1875 Osnabrück verlassen; in der Kulturkampfzeit wurden alle Mittel eingesetzt, um die Bischöfe und das katholische Volk, das hinter ihnen stand, in die Knie zu zwingen. Die aus Osnabrück vertriebenen Anbetungsschwestern fanden Aufnahme in Oldenzaal in Holland, kurz hinter der Grenze. Erst 1898 wurde ihnen die Rückkehr nach Osnabrück ermöglicht. Schwester Ignatia - so hieß Johanna Gesina Nankemann nach ihrem Eintritt in den Orden - hat das nicht mehr erleben können. Sie hatte sich durch die Verbannung nicht abschrecken lassen und war am 12.August 1889 in den nach Oldenzaal verbannten Konvent der Anbetungsschwestern eingetreten. Am 18.März 1890, am Vorabend des Josefsfestes, wurde sie eingekleidet. Ein Jahr später lebte sie schon nicht mehr. Sie starb am 28.Februar 1891; sie empfand es sicher als ein Geschenk, dass sie am 15.Februar 1891 auf dem Sterbebett noch die Erste und einzige Profeß ablegen konnte. Auch sie hat, wie ihre Schwester bei den Mauritzer Franziskanerinnen, ihr Leben früh vollendet.
14. Bernhard Kampker, geboren 1868 in Düthe, bis 1925 Pfarrer in Georgsmarienhütte, + 1944 in Lathen.
Bernhard Anton Wilhelm Kampker, so die Eintragung im Lathener Taufbuch, wurde am 14.Dezember 1868 in Düthe geboren. Sein Vater, Johann Hermann Kampker, 1831 in Sustrum geboren, war als Erbe auf den Lohmannschen Hof gekommen. Er war zweimal verheiratet. Zur Erinnerung: als die Nankemann-Tochter Anna Angela 1823 den Hofbesitzer Johann Bernhard Schulte aus Oberlangen heiraten konnte, hatte Pfarrer Rudolph Baalmann anerkennend geäußert "Du hast deine Tochter hoch angebracht"; die erste Frau des Johann Hermann Kampker war Maria Angela Schulte, eine Tochter aus dieser besagten Ehe. Sie starb 1856 nach der Geburt ihrer Tochter Anna Margaretha. Bernhard war ein Sohn aus der Ehe des Johann Hermann Kampker mit Agnes Schwering, gebürtig aus Düthe. Ihm wurde der Besuch des Gymnasiums in Meppen ermöglicht. Nach seinem Abitur studierte er 1891 und 1892 Philosophie und Theologie in Münster, anschließend dann, bis zu seinem Eintritt in das Osnabrücker Priesterseminar, in Fulda.
Am 16.September 1894 wurde er im Osnabrücker Dom zum Priester geweiht. Aus dem Weiheandenken geht hervor, dass er im Dom auch sein Primizamt gefeiert hat. In den ersten Priesterjahren ist er in der Nordischen Diaspora tätig: 1895 bis 1900 ist er Kaplan in Altona, anschließend in Ottensen. Im Jahre 1902 wird er vom Bischof an die St. Johanniskirche in Osnabrück berufen, zunächst als 2.Vikar und ab 1904 als 1.Vikar. Am 1.Juni 1912 wird er Pfarrvikar in Georgsmarienhütte, und am 7.August 1912 wird er erster Pfarrer der neugegründeten Herz-Jesu-Pfarre Georgsmarienhütte.
Die Gründungsphase einer Pfarrei ist immer eine interessante, aber zugleich auch eine aufreibende Zeit für alle Beteiligten.
Hier in GM-Hütte kommen als erschwerende Elemente hinzu die Kriegszeit 1914 bis 1918 und die Nöte und Unruhen der folgenden Nachkriegsjahre, vor allem verursacht durch Arbeitslosigkeit und Inflation. Pfarrer Bernhard Kampker erkrankt und verzichtet zum 1.Juni 1925 auf seine Pfarrstelle. Er zieht sich in die Heimat zurück. Fortan wohnt und wirkt er im Lathener Krankenhaus. Bilder aus jener Zeit sind ein deutliches Zeichen dafür, dass er nicht resigniert. Er lebt wieder auf, geht auf Reisen, nimmt auch schon mal ein Jagdgewehr in die Hand und besucht Verwandte und Bekannte. Fast 20 Jahre Ruhestand sind ihm vergönnt. Er stirbt am 21.August 1944; das Seelenamt für ihn ist am 25.August 1944; anschließend wird er auf dem Lathener Friedhof beerdigt. Er ist 76 Jahre alt geworden. Es wird sicher auch heute noch Leute geben, die sich an ihn erinnern.
15. Bernhard Waterloh, 1887 in Melstrup geboren, 1937 bis 1950 Pfarrer in Messingen.
Auf dem "Totenbildchen" für Pfarrer Bernhard Waterloh heißt es ganz unten: "Seine Pfarrkinder werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren". Und es ist tatsächlich so: ältere Menschen aus Messingen, auf ihren 1950verstorbenen Pfarrer Bernhard Waterloh angesprochen, sprechen mit Hochachtung von ihm. "Vor dem brauchten wir keine Angst zu haben" - "Ich erinnere mich noch gern an seinen Kommunionunterricht" - "Wir haben aufgeatmet, als er zu uns kam" usw.. In seinen letzten Lebensjahren war Bernhard
Waterloh häufiger krank, und darum hatte der Bischof ihm einen Kaplan an die Seite gestellt. Dieser war auch gut gelitten, wie der Pastor. Die Haushälterin kam nicht so gut weg, auch nicht der Vorgänger, der manchmal "Kopfnüsse" verteilt hatte und unvermittelt aufbrausen konnte. Bernhard Waterloh war von 1937 bis 1950 Pfarrer von Messingen. Auf dem schon zitierten "Totenbildchen" wird sein Wirken in Messingen zusammengefasst: "Sein Leben war Heilandsnachfolge, besonders in den letzten Jahren, da er noch das stille Leid einer schweren Krankheit zu tragen hatte. Er starb plötzlich und unerwartet am 1.März 1950, versehen mit den Gnadenmitteln unserer hl. Kirche, nachdem er noch am Vortage das hl. Messopfer dargebracht hatte." Der 3.März war sein Weihetag; am 5.März 1950 wurde er auf dem Friedhof in Messingen beigesetzt.
Bernhard Waterloh wurde am 22.September 1887 als Sohn der Eheleute Wilhelm Waterloh und Anna Sybilla Abeln zu Melstrup geboren und am 24.September 1887 in Lathen getauft; Taufpate war Bernhard Stevens, damals Pfarrkurat in Haren, der Onkel seiner Mutter. Die Familienzusammenhänge werden sicher an anderer Stelle dargestellt. Im Jahre 1909 erwarb er durch das Abitur die Hochschulreife. Von beiden Elternseiten her gab es geistliche Verwandtschaft; vielleicht hat das auch zu seinem Berufswunsch beigetragen.
Er widmete sich von 1909 bis 1911 dem Studium der Theologie und wurde am 2.März 1912 im Dom zu Osnabrück zum Priester geweiht. Auch er wurde zunächst in die Nordischen Missionen geschickt; er war 5 Jahre Vikar in Schwerin, 8 Jahre Kaplan in Rostock und
12 Jahre Pfarrer in Wismar. Sein Silbernes Priesterjubiläum feierte er noch in Wismar, und dann begannen seine Jahre in Messingen,
und was die Messinger in ihrem Nachruf schreiben, das könnten sicher auch die Menschen, die ihn in der Norddeutschen Diaspora erlebt haben, unterschreiben: "Er war seinen Pfarrkindern ein väterlicher Seelenhirt".
16. Wilhelm Brüse, 1890 in Düthe geboren, 1949 bis 1951 Pfarrer auf dem Twist.
Der Lebensweg des späteren Pfarrers Wilhelm Brüse ist auffällig anders als der Weg der bisher beschriebenen Geistlichen. Man könnte ihn als einen Spätberufenen bezeichnen. Sein Vater stammt von einem Erbhof im westfälischen Ottmarsbocholt. Er heiratet am 4.Juni 1889 die Erbin des Nankemann-Hofes in Düthe, Anna Catharina Nankemann. Der o.g. Wilhelm Brüse, im Taufbuch steht er als Clemens Wilhelm Arnold Brüse, ist das erste Kind aus dieser Ehe, geboren am 17.November 1890. Nach dem Abitur am Paulinum in Münster widmete er sich dem Studium der Landwirtschaft an den Universitäten Leipzig, Hohenheim und Berlin.
Nach dem Staatsexamen wirkte er als Landwirtschaftslehrer in Münster und bald schon als Landwirtschaftsdirektor in Sögel. "Dort", so heißt es auf seinem Totenzettel, "rief ihn die Gnade Gottes zum Priestertum". In Münster und Osnabrück studierte er Theologie. Am 17.Dezember 1927 empfing er im Hohen Dom zu Osnabrück die Priesterweihe. Nach einer kurzen Vertretungszeit in Niendorf an der Ostsee wurde er 1928 als Kaplan nach Quakenbrück berufen; es folgten ab 1931 sechs Jahre in Matgendorf, einer Neusiedlung in Mecklenburg, in der Landwirte, vorwiegend aus katholisch geprägten Dörfern des Emslandes und des Paderborner Landes, angesiedelt wurden; dort war er Pastor; bis zu Beginn der Nazizeit war er vorwiegend als Geistlicher an der dortigen Siedlungsschule tätig.
Von 1937 bis 1949 war er Pastor der Kuratiegemeinde Geeste. 1949 wurde er zum Pfarrer auf dem Twist ernannt. "Schwere Aufgaben warteten dort auf ihn", so heißt es auf dem Totenzettel. "u.a. der Kirchenneubau in Adorf und der Schulbau auf dem Bült. Mit seiner ganzen Schaffenskraft griff er die Arbeit auf. Auch als er spürte, dass sein Gesundheitszustand ihm Grenzen setzte, schonte er sich nicht. Leider konnte er die Vollendung seiner Arbeiten nicht mehr erleben. Mitten in der Fülle des Schaffens brach er bei einer Kirchenvorstandssitzung zusammen und starb wenige Stunden später am 5.Juni 1951". Aus dem hier zitierten Text ist die Trauer der Gemeinde und der hohe Respekt herauszuhören, den ihm diese Gemeinde entgegengebracht hat, und so klingt der sich anschließende Gebetswunsch glaubwürdig: "Möge der Herr ihm seine Sorgen und Mühen reichlich lohnen!"
17. Bernhard Schulte, geboren 1898 in Melstrup, 1928 bis 1931 Pastor in Parchim.
Wer die oben angegebenen Jahreszahlen bewusst zur Kenntnis nimmt, muss eigentlich erschrecken: da wird einer 1898 geboren, studiert, wird Priester und stirbt schon im Jahre 1931 - im 33. Jahr seines Lebens; man kann sogar eine fromme Deutung damit verbinden. Die Todesursache ist aber ganz einfach wiedergegeben: Bernhard Schulte wurde am Blinddarm operiert, und anschließend kam es zu einer Lungenembolie. Damit fand ein hoffnungsvolles Leben ein schnelles Ende.
Johann Bernhard Schulte wurde am 2.März 1898 in Melstrup geboren. Seine Mutter, Anna Elisabeth Mescher, stammte aus Melstrup; sein Vater, Johann Hermann Schulte, war zwar im Kirchspiel Steinbild geboren, war dann aber in Fresenburg aufgewachsen, weil sein Vater, Gerhard Hermann Schulte, der auf dem Schulten(Ottens)-Hof als nachgeborener Sohn aufgewachsen war, bald nach seiner Hochzeit in seinen Geburtsort zurückkehrte und sich dort als Zimmermann niederließ. Die gute Beziehung zum Schulten-Hof pflegte auch sein Sohn, der mit Anna Elisabeth Mescher in Melstrup wohnte; das wird z.B. in der Auswahl der Taufpaten seiner Kinder deutlich. Beim späteren Priester Johann Bernhard war es Jodocus Schulte, 1819 in Fresenburg geboren und 1901 in Wesuwe verstorben, und bei dessen Schwester, der späteren Ordensschwester M. Bernarda, war es Gebina Schulte geb. Hunfeld, die Witwe des verstorbenen Hofbesitzers Herm Heinrich Schulte. Aus der Priesterkartei des Bistums geht hervor, dass Johann Bernhard Schulte im Jahre 1920 in Meppen zum Abitur kam und sich von 1920 bis 1923 durch das Studium der Theologie in Münster auf seinen Priesterberuf vorbereitet hat.
Am 16.März 1924 wurde er im Dom zu Osnabrück zum Priester geweiht. Nach seiner Priesterweihe wurde er zum Vikar in Schwerin ernannt. 1928 wurde er zunächst Vikar in Parchim, im selben Jahre noch Pastor dieser Diasporagemeinde. Nach seinem plötzlichen Tod am 26.Juni 1931 wurde er am 30.Juni 1931 auf seinem Heimatfriedhof in Lathen beerdigt. Es gibt noch Menschen, die die Erinnerung an ihn wach halten.
18. Maria Schulte, 1899 in Melstrup geboren, Schwester M. Bernarda, 1924 eingetreten bei den Netter Schwestern, + 1973 in Sögel.
Auch von Schwester M. Bernarda, die mit ihrem Taufnamen Anna Maria Schulte hieß, wissen wir - bis jetzt - nicht viel. Sie war die Schwester des früh verstorbenen Pastors Johann Bernhard Schulte; ihre Eltern und ihre Taufpatin wurden schon erwähnt. Sie wurde am 13.November 1899 in Melstrup geboren und am 14.November 1899 in Lathen getauft. Sie trat am 29.April 1924 bei den Missionsschwestern vom hl. Namen Mariens ein. Diese im Jahre 1920 gegründete Kongregation bischöflichen Rechtes hatte ihr Mutterhaus zunächst in Meppen, also ganz in der Nähe der Heimat von Schwester Maria Bernarda. Weitere Daten aus ihrem Ordensleben: Einkleidung am 18.November 1924; Erste Profeß am 19.November 1925; Ewige Profeß am 14.Juni 1930.
Schwester M. Bernarda wurde, ihrer Begabung entsprechend, zur Seelsorgeschwester ausgebildet. Fast 50 Jahre hat sie Kinder auf die Erstkommunion und Jugendliche auf die Firmung vorbereitet, in den Schulen Religionsunterricht erteilt und im Pfarrbüro Dienst getan.
Stationen ihres Wirkens waren die Pfarrgemeinden Wallenhorst, Bramsche - hier war sie von 1956 bis 1963 zugleich Hausoberin -, Vörden und Eggermühlen. Dort erlitt sie einen Schlaganfall, von dem sie sich nie wieder richtig erholte. Sie lebte fortan bei ihren Mitschwestern im Wallenhorster Altersheim. "Dank ihres frohen Wesens", so lässt es sich in einem Brief ihrer Hausoberin nachlesen, "hatte sie im Haus bald guten Kontakt zu den alten Leuten. Sie half gern aus, wo sie helfen konnte. .....Sie war geistig noch sehr rege und aufgeschlossen". Sie versuchte sogar, wieder in der Seelsorge tätig zu sein, und zwar in St. Annen bei Melle; aber bald zeigte es sich, dass sie körperlich geschwächt war. Sie zog sich eine Lungenentzündung zu und starb am 30.Juni 1973 im Sögeler Krankenhaus, in dem die Netter Schwestern nach Abzug der Franziskanerinnen von Salzkotten tätig waren. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Friedhof beim Mutterhaus in Gut Nette. Es ist zu vermuten, dass ihr Ordensname ihre Verbindung zu ihrem Bruder, dem Priester Bernhard Schulte, zum Ausdruck bringen sollte.
19. Anna Andrees, geboren 1921 in Düthe, Schwester M. Gundelind, seit 1943 Mauritzer Franziskanerin.
Schwester M. Gundelind geb. Anna Andrees ist die älteste noch lebende Ordensschwester aus der heutigen Gemeinde Fresenburg. Sie wurde am 20.April 1921 in Düthe geboren und am folgenden Tag in Lathen getauft.
Ihr Vater stammt aus Börger und war an der Düther Schleuse beschäftigt; ihre Mutter, Anna geb. Jasken, stammt vom Suddenberg aus der Gemeinde Steinbild.
Als Anna Andrees 19 Jahre alt war, es war mitten im Krieg, trat sie bei den Krankenschwestern vom hl. Franziskus in Münster
St. Mauritz ein. Nach Postulat und Einkleidung legte sie am
3.Mai 1943 die Erste Profeß ab; sie ist also jetzt mehr als 60 Jahre im Orden und hat ihm im Laufe der Jahrzehnte als Krankenschwester gedient, zunächst in Waltrop, Liesborn und Freckenhorst. Nach einer Zusatzausbildung war sie 8 Jahre im Krankenhaus Harsewinkel und anschließend fast 20 Jahre, bis zur Auflösung dieses Hauses, im Krankenhaus Grefrath als Operations- und Röntgenschwester tätig. In Harsewinkel war sie zugleich auch zuständig für die Betreuung der jungen Schwestern. Als das Krankenhaus in Grefrath geschlossen wurde, fand sie dort eine neue Lebensaufgabe; zusammen mit zwei weiteren Ordensschwestern und einer zivilen Kraft baute sie ein Gemeindekrankenpflegezentrum auf. Das notwendige Fachwissen erwarb sie sich auf Spezialseminaren in Koblenz. Die Ausbildung dort schloss sie ab mit dem Diplom, das sie als "Fachschwester für Gemeindekrankenpflege" auswies.
Ihr großes Engagement für Alte und Kranke wurde 1985 durch die Verleihung des "Bundesverdienstkreuzes am Bande" gewürdigt. Aus gesundheitlichen Gründen zog sie sich 1992 in das St. Anna-Stift Kroge bei Lohne i.O. zurück. Dort war sie zunächst noch zuständig für die Betreuung von älteren und kranken Mitschwestern. 2003 konnte sie ihr Diamantenes Ordensjubiläum feiern. Fast 30 Jahre lang hat sie jährlich einen Missionsbazar organisiert, dessen Reinerlös Schwestern in Indien zugute kam. Vor fast 2 Jahren erlitt sie einen leichten Schlaganfall; in ihm erkannte sie eine Vorwarnung, und so beschränkt sie sich jetzt darauf, im Bazar mitzuarbeiten.
20. Maria Kremer, 1923 in Düthe geboren, Schwester M. Adelhilde M.S.C.
Katharina Maria Kremer, jetzt Schwester Maria Adelhilde, gehört zu den Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu - das will die Abkürzung M.S.C. besagen; das Mutterhaus ist in Hiltrup bei Münster, und darum werden diese Schwestern auch Hiltruper Missionsschwestern genannt. Die Gründung erfolgte 1899. Es gibt auch einen männlichen Zweig M.S.C., Hiltruper Missionare genannt; er wurde schon 1854 gegründet. Die Hiltruper sind vornehmlich in Missionsgebieten tätig, haben aber auch Stationen in Deutschland; sie betreuen z.B. Jugendliche auf der Johannesburg bei Börgermoor und sind im dortigen Umfeld in der allgemeinen Seelsorge tätig.
Schwester M. Adelhilde wurde als Katharina Maria Kremer am 10.Juni 1923 in Düthe geboren und am 12.Juni 1923 in Lathen getauft. Ihr Vater, geboren in Dersum, aufgewachsen in Niederlangen, kam als junger Mann nach Düthe und blieb dort "hängen", wohl weil es ihm dort gut gefiel. Er war angesehen, weil er fleißig und zuverlässig war; 1919 heiratete er Helena Wessler aus Walchum. Er betrieb eine kleine Landwirtschaft und konnte sich 1928 ein eigenes Haus bauen; ein kleiner Laden kam als Nebenerwerb hinzu, später auch die örtliche Poststelle.
Maria wuchs in einem kirchlich geprägten Elternhaus auf. Weil sie in die Missionen wollte, ging sie zu den Hiltruper Missionsschwestern. Am 16.August 1948 legte sie ihre Erste Profeß ab. Ihr Herzenswunsch ging nicht in Erfüllung. Sie wurde zur Diätassistentin ausgebildet und war dann anschließend als Diätküchenleiterin in von Hiltruper Schwestern betreuten Einrichtungen tätig, und zwar in Wanne-Eickel, in Köln-Hohenlind, im Hiltruper Mutterhaus, in Essen-Borbeck und zuletzt viele Jahre in Freilassing bei Hiltruper Patres. Seit dem 1.Juli 1997 lebt sie als Ruheständlerin im Hiltruper Mutterhaus. Dort konnte sie 1998 ihr Goldenes Ordensjubiläum feiern.
Als ich sie vor einigen Wochen unangemeldet besuchte - Ruheständler sind ja immer zu Hause - hat es wenigstens eine halbe Stunde gedauert, bis man sie fand. Sie hatte alte und kranke Mitschwestern besucht; das tue sie regelmäßig, sie sei auch oft in der Anbetungskapelle zu finden und helfe gern noch mit kleinen Diensten in der Küche aus, so erzählte man mir in der Wartezeit. Sie ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass auch Ruheständler/innen noch brauchbar sein können.
21. Hermann Kremer, 1927 in Düthe geboren, 1973 bis 1995 Pfarrer in Papenburg St. Marien.
Maria Kremer hatte mehrere Geschwister; am 15.Mai 1927 wurde ihr in Düthe ein Bruder geboren, der in der Taufe am 17.Mai 1927 den Namen Bernhard Hermann Eilers erhielt. Er war zunächst Schüler der Volksschule Düthe, besuchte anschließend die Lathener Mittelschule und ging nach der Mittleren Reife in das Eisenbahnausbesserungswerk in Lingen, um sich zum Maschinenschlosser ausbilden zu lassen. Er erkannte offensichtlich bald, dass das nicht seine eigentliche Berufung war und wechselte 1947 zum Spätberufenen-Gymnasium in Bad Driburg. Vermutlich wird die Zeit dort die anstrengendste Ausbildungsphase gewesen sein; denn dort wurde viel verlangt. Nach dem Abitur 1954 studierte Hermann Kremer in Frankfurt, Münster und Osnabrück, um sich auf das Priestertum vorzubereiten. Er wurde am 12.März 1960 in Osnabrück zum Priester geweiht. Nach einigen Wochen der Aushilfe
in Rastdorf wurde er am 20.Oktober 1960 zum Kaplan in Rhede ernannt. Nach dem Tode von Dechant Lammen wurde er im Jahre 1965 Kaplan mit eigenem Haushalt in Glandorf. Er kam wesentlich besser als
seine Vorgänger mit dem dortigen Pastor zurecht und blieb dort bis zu seiner Ernennung zum Pfarrer in Papenburg St. Marien im Jahre 1973. Er war ein rastloser Seelsorger, der sich mit ganzer Kraft für seine Gemeinde einsetzte. Er war ein frommer Priester und darum auch ein von den Ordensschwestern in Papenburg geschätzter Beichtvater. Er starb plötzlich und unerwartet am Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, am 8.Dezember 1995, gebeugt über das Manuskript der Predigt, die er an diesem Marienfest halten wollte.
Grabstein von Pfarrer Hermann Kremer
Bischof Franz Josef Bode hatte ihn noch kurz vor seinem Tode anlässlich einer Firmungsreise kennen gelernt und zeigte sich in seinem Trauerbrief sehr erschüttert. Hermann Kremer war der erste Priester, den er in der Diözese Osnabrück durch den Tod verloren hatte. Hermann Kremer hätte schon im Ruhestand sein können. Er wusste, dass seine Gemeinde keinen eigenen Pfarrer wieder bekommen konnte; und darum blieb er in seiner Gemeinde. Das Requiem für ihn war am 13.Dezember 1995; unter großer Anteilnahme der Gemeinde und seiner geistlichen Mitbrüder und vieler Ordensschwestern wurde er anschließend auf dem Friedhof dieser Gemeinde im Schatten der Kirche beerdigt.
22. Hermann Eilers, 1928 in Melstrup geboren, 1976 bis 2000 Pfarrer von St. Bonifatius Rhauderfehn-Langholt.
Am 12.März 1960 wurde nicht nur Hermann Kremer aus Düthe zum Priester geweiht, sondern auch Hermann Eilers, der in Melstrup aufgewachsen war. Er wurde dort am 14.August 1928 als Sohn des Landwirts Johann Wilhelm Eilers und seiner Ehefrau Helena geborene Schwarte geboren und am 16.August in Lathen getauft.
Er war schon ein Jahr eher als Hermann Kremer nach Bad Driburg gegangen, um dort am Clementinum zum Abitur zu kommen und sich anschließend durch die entsprechenden Studien in Frankfurt, Münster und Osnabrück auf das Priestertum vorzubereiten. So konnte die St. Vitus-Pfarre Lathen zweimal Primiz feiern, am 19.März, dem Hochfest des hl. Josef, mit Hermann Eilers, und am Tag darauf, am Sonntag, dem 20.März mit Hermann Kremer.
Auch Hermann Eilers hatte zunächst einen anderen Berufswunsch. Er wollte Landwirt werden und einmal den elterlichen Hof übernehmen. Vielleicht war er dabei eher dem Wunsch seines Vaters gefolgt, der seinen einzigen Sohn gern als seinen Nachfolger gesehen hätte. Hermann Eilers hatte sich zunächst auch willig darin gefügt und schließlich doch seinen Eltern offenbart, dass er Priester werden möchte; schweren Herzens haben sie ihn 1946 vom Hof gehen lassen und zum Studium freigegeben. Für den elterlichen Hof hat sich eine andere Lösung finden lassen; Hermann wurde Priester. Seine erste Anstellung erhielt er 1960 in Wesuwe; 1963 wechselte er nach Hunteburg und schließlich 1966 nach Großhesepe. Seit 1965 organisierte er jährlich internationale Jugendtreffen der CAJ mit französischen, holländischen, englischen und deutschen Jugendlichen. Sie standen unter dem Leitwort "Freundschaft ohne Grenzen". 1969 wurde Hermann Eilers Pastor in Oldersum mit dem Auftrag, in St. Walburga Emden auszuhelfen. 1971 wurde er Pfarrer in Hamburg-Finkenwerder; dort hatte er rund 750 katholische Umsiedler zu betreuen und die Insassen einer Jugendstrafanstalt, zwei verschiedene, aber gleich schwierige Aufgaben.
1976 schließlich wurde er Pfarrer der im Grenzbereich zum Hümmling und zur Stadt Papenburg gelegenen Pfarrgemeinde St. Bonifatius Rhauderfehn-Langholt. Von dort aus organisierte er 1978 eine Jugendfahrt nach Lourdes und 1980 eine Fahrt nach Schweden. Seit dem Herbst 2000 wohnt Hermann Eilers in der Propsteigemeinde Meppen und stellt sich gern zu Aushilfen zur Verfügung, so lange es seine Gesundheit zulässt.
23. Helena Angela Schwering, 1929 in Fresenburg geboren, Schwester Mathilde OSB im Kloster Vinnenberg.
Es wird nur noch wenige Menschen geben, die mit dem Namen Angela Schwering und den damit verbundenen Daten etwas anfangen können; und das ist auch leicht erklärbar: schließlich ist sie vor über 50 Jahren in ein ziemlich entlegenes Anbetungskloster eingetreten.
In Fresenburg gibt es einen Spargelhof Schwering, und eben dieser Hof ist ihre Geburtsstätte. Dort wurde sie am 5.September 1929 als Tochter des Hofbesitzers Wilhelm Schwering und seiner Ehefrau Maria geborene Schulte geboren und am 7.September 1929 auf den Namen Helena Angela getauft. Sie wuchs in einer großen Schar von Geschwistern auf; die meisten waren oder sind im Raum Fresenburg verheiratet. Sie ging in Fresenburg zur Volksschule und war anschließend Schülerin der Mittelschule Lathen. Die weitere Ausbildung war zunächst ganz auf ein Leben in einem landwirtschaftlichen Betrieb ausgerichtet. Es schloss sich eine Phase an, in der sie nach ihrem eigentlichen Lebensberuf suchte. Sie wäre gern in die Missionen gegangen; sie war aber nach Meinung der konsultierten Ärzte nicht tauglich dafür. Sie wollte aber ihrer geistlichen Berufung folgen; sie ließ sich beraten, besuchte Klöster, die man ihr empfohlen hatte, und zog eigene Erkundigungen ein. Als sie auf einem Lehrbetrieb im Münsterland tätig war, hörte sie einiges über die Schwestern im Kloster Vinnenberg, die nach der Regel des hl. Benedikt lebten. Leni Schwering hat dann nicht mehr lange überlegt. 1952 wurde sie in die Klostergemeinschaft aufgenommen, und 1953, sie war damals erst 24 Jahre alt, band sie sich durch die Erste Profeß an diese Gemeinschaft. Sie wusste: das ist jetzt meine Heimat; hier werde ich in Zukunft leben und sterben. Zu einer solchen Entscheidung gehört schon viel Glaubenskraft.
Das Kloster Vinnenberg liegt sehr einsam im westfälischen Grenzgebiet, nahe Glandorf im Osnabrücker Land. Nur einmal im Jahr, in der Wallfahrtszeit, im Monat September, wird es in Vinnenberg lebendig. Dann kommen die Pilgergruppen aus den umliegenden Gemeinden, um auf dem schönen Vorplatz des Klosters Eucharistie zu feiern und in der Klosterkirche zur Vinnenberger Madonna zu beten. Wanderer, die sich dorthin verirrt haben, kommen immer wieder gern nach dort zurück.
Manchmal finden auch emsländische Pilgergruppen nach Vinnenberg, und ich kann mir vorstellen, dass das Herz von Schwester Mathilde dann schneller klopft.
Das Kloster Vinnenberg hat eine wechselvolle Geschichte, bis in die Gegenwart hinein. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden die Schwestern von den Nationalsozialisten vertrieben. Nach Ende der Nazizeit kehrten sie nach Vinnenberg zurück und bauten das Kloster wieder auf. Es begann eine neue Blütezeit; das benediktinische Ideal "Ora et labora - Bete und arbeite" sprach junge Menschen an und veranlasste sie, in die klösterliche Einsamkeit zu gehen. Nach dem Konzil gab es einen großen Knick in den Berufungen, unter dem auch Vinnenberg bis heute leidet. Schwester Mathilde, heute immerhin fast 75 Jahre alt, ist, so habe ich es in Erinnerung, die zweitjüngste Nonne im dortigen Kloster. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen, nicht durch Krankheiten und nicht durch die Zeitumstände. Sie vertraut auf die Zusage des Münsterschen Bischofs, dass er für die Schwestern sorgen werde. So tut sie weiterhin treu und frohen Herzens, meistens auch mit innerem Schwung, ihren Dienst als Sakristanin; inzwischen hat sie auch den Telefondienst übernommen und ist zuständig für die Buchführung.
Im vergangenen Jahr konnte sie ihr Goldenes Ordensjubiläum feiern. In diesem Jahr wird sie 75 Jahre alt, und darum wird sie auch wohl in diesem Jahr wieder mit überraschendem Besuch rechnen müssen
24. Anni Lammers, geboren 1933 in Fresenburg, 1954 bis 1974 Ursulinenschwester in Haselünne.
Als Leni Schwering in Vinnenberg eintrat, hat Anni Lammers sich endgültig für die Ursulinen in Haselünne entschieden. Sie wurde am 11.Februar 1933 als Tochter der Eheleute Anton Lammers, Hofbesitzer in Fresenburg, und Elisabeth geb. Schulte geboren und in der Lathener Kirche auf den Namen Anna Agnes Lammers getauft. Die Eltern hatten keine große Landwirtschaft, waren aber reich an Kindern, 5 Mädchen und 4 Jungen. Nach dem Besuch der Volksschule hat Anni, wie es erwartet wurde und üblich war, auf dem elterlichen Hof geholfen. Das war auch wohl deshalb nötig, weil ihr Vater schon 1947 gestorben war. Es lässt sich denken, dass damit gegen Ende des Krieges und in den folgenden Jahren für die Witwe Lammers und ihre Kinder eine schwierige Zeit anbrach. Anni blieb zu Hause, bis sie freigegeben wurde, um die Küche zu erlernen - auch das gehörte damals als notwendige Vorbereitung auf die zu erwartenden Aufgaben im ländlichen Haushalt zum festen Ritual der Ausbildungsordnung für Bauernmädchen. Anni lernte die Küche bei den Ursulinen in Haselünne. Ihr gefiel es offensichtlich bei den Ursulinen, und so war ihre Entscheidung gefallen: sie blieb im Kloster in Haselünne.
Als Eintrittstermin wird der 8.Dezember 1954 angegeben; bei ihrer Einkleidung erhielt sie den Ordensnamen Schwester Maria Bernadette. Sie hat in dieser Namensgebung im Marianischen Jahr der Kirche sicher eine Ehrung gesehen. Am 4.Januar 1960 hatte sie ihre Feierliche Profeß.
Damals gab es bei den Ursulinen noch die starke Heraushebung der Lehrschwestern, und die nicht lehrenden Schwestern wurden dann sehr schnell als Schwestern 2.Klasse angesehen, auch wenn die Hausleitung diesen Eindruck zu vermeiden suchte.
Schwester M. Bernadette wurde zunächst die Leitung der Waschküche anvertraut, und dann begann für sie, wohl auch mit Blick auf die Altersstruktur der Hausgemeinschaft, eine Ausbildung zur Altenpflegerin. In dieser Zeit musste sie an Kursen in Paderborn teilnehmen. Die Ausbildung musste aber abgebrochen werden, weil sie krank wurde und sich bald herausstellte, dass sie einen
unheilbaren Tumor hatte. Sie starb nach einem langen Krankenlager im Haselünner Kloster am 19.Mai 1974, gerade erst 41 Jahre alt. Sie wurde auf dem Klosterfriedhof in Haselünne beerdigt. Ihr früher Tod hat viele betroffen gemacht. Nicht nur ihre Geschwister, auch andere, die sie seit ihrer Schulzeit kannten, haben sie noch in guter Erinnerung. "Sie war ein fröhliches Mädchen, fleißig in der Schule, und sie hat oft und schön gesungen. Im Dorf wussten wir alle, dass sie als Schwester trotz ihrer schweren Krankheit im Kloster in der Wäscherei hart und unter Schmerzen schuften musste. Das hat uns allen damals Leid getan", so schreibt einer, der sie kannte und der "ihre große Frömmigkeit und ihre Arbeit für Gott und für ihre Mitmenschen trotz großer Schmerzen" zu schätzen wusste. Man muss nicht etwas "Weltbewegendes" tun, um nicht vergessen zu werden.
Zusammenfassung:
Als ich die Aufgabe übernahm, über die Priester und Ordensleute zu berichten, die aus der jetzigen Gemeinde Fresenburg stammen, war ich von einem Platzbedarf von etwa 10 Seiten ausgegangen. Dass es wesentlich mehr Seiten geworden sind, liegt sicher nicht an meiner ausschweifenden Phantasie, sondern eher daran, dass mehr Quellen als zunächst vermutet erschlossen werden konnten.
Allen, die dazu kleine oder größere "Bausteine" beigetragen haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
24 Persönlichkeiten konnten insgesamt vorgestellt werden, und das ist schon ganz beachtlich. Ich vermute, dass Fresenburg und sein Umfeld bei einem Vergleich mit anderen Gemeinden nicht schlecht abschneiden würde. Erfreulich ist auch die Vielfalt der Berufungen; sie spricht dafür, dass jeder Berufene seinen Weg gegangen ist.
Interessant ist, dass es Zeiten gibt, in denen viele geistliche Berufungen aufeinander folgen, dass es dann aber immer wieder Täler gibt, in denen kaum Berufungen zu verzeichnen sind. Was sind die Ursachen dafür? Sind es die Zeitumstände, die einen negativen Trend hervorrufen? Oder ist es umgekehrt: dass irgendeine herausragende Persönlichkeit andere nach sich zieht und den negativen Trend überwindet?
Auffallend waren immer wieder die verwandtschaftlichen Verflechtungen, die erkennbar wurden. Für mich waren sie ein Zeichen dafür, dass der Glaube von der Weitergabe des Glaubens abhängig ist und dass dabei die Familie eine entscheidende Rolle spielt.
Ich erinnere mich an Gespräche im Verwandten- und Bekanntenkreis, mit Lehrern, Ärzten, Verwaltungsjuristen, mit Männern aus vielerlei Berufen, die in aufgelockerter Stimmung preisgaben, dass sie eigentlich Priester hätten werden sollen; z.T. waren sie durch Geistliche in der Heimat auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitet worden. Sie erzählten dann auch freimütig von der anfänglichen Enttäuschung ihrer Eltern, konnten aber dann auch berichten, dass diese Phase schnell überwunden werden konnte. Vielleicht sollte das Augenmerk der Heimatforscher sich auch einmal diesem Kreis zuwenden. Wir wären arm dran, wenn alle, die einmal Priester oder Pater werden sollten oder wollten, es wirklich geworden wären. Gut, dass sie die innere und äußere Freiheit fanden, in einem anderen Beruf ihre Lebensaufgabe zu finden.
Es sollte nicht verschwiegen werden, dass es bei denen, die Priester oder Ordensleute geworden sind, auch Niederlagen und Abbrüche gegeben hat, die jedes Mal für die betroffenen Familien schmerzlich waren und erst recht für den Betroffenen selber. Wenn ein Mädchen z.B. in ein Kloster eingetreten war und dort, aus welchen Gründen auch immer, nicht zurecht kam und deshalb wieder austrat, musste es anschließend oft unter Vorurteilen leiden. Heute, so ist meine Erfahrung, sind wir insgesamt gesehen menschlicher und damit christlicher geworden; Wunden und Nöte können ausgesprochen werden, und das tut allen gut und ist heilsam. So kann es zu neuen Anfängen und zu neuen Aufbrüchen kommen, und das lässt hoffen auf zukünftige geistliche Berufe aus Fresenburg und Umgebung.
(Johannes Underbrink, Pfarrer i.R., Emsbueren; die Großeltern mütterlicherseits, Johann Bernhard Schulte und Catharina geb.Rüschen, sind in Fresenburg geboren und aufgewachsen)